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Dr. phil. Renate Bettels

Sensorische Integrationstherapie (nach Jean Ayres)

Bei der sensorischen Integrationstherapie handelt es sich um ein Verfahren, das auch, wie das Bobathkonzept von einem neurophysiologisch-ganzheitlichen Bezugsrahmen ausgeht.

Nach Jean Ayres ist die sensorische Integrationsbehandlung eine Vorgehensweise, die die Stimulation von Sinnesorganen und die Auslösung von Anpassungsreaktionen entsprechend den neurologischen Bedürfnissen des betroffenen Kindes vermittelt.

Hierbei handelt es sich meist um Ganzkörperbewegungen, die eine Stimulation

  • des Gleichgewichtsystems (vestibuläres System),
  • der Körpereigenwahrnehmung (propriozeptives System)  und
  • des Tastsinnes (taktiles System) umfasst.

Ziel der Therapie ist die Verbesserung des Ablaufes der Hirnverarbeitungsprozesse und der sinnvollen Ordnung von Empfindungen. Voraussetzung hier für ist eine gute Wahrnehmung und Verarbeitung der Eigen- und Tiefenwahrnehmung, des Gleichgewichtes und der Berührung sowie die Verknüpfung mit den anderen Sinnen als Basis für ökonomisches Lernen.

Sinneswahrnehmungen erreichen in jedem Augenblick unser zentrales Nervensystem. Umweltinformationen und Informationen über uns selbst bekommen wir nicht nur über Augen (visueller Sinn), Ohren (auditiver Sinn), Nase (olfaktorischer Sinn), Zunge (gustatorischer Sinn), sondern insbesondere auch über Berührung (taktiler Sinn), Bewegung, Schwerkraft und Stellung des Körpers im Raum (vestibuläres und propriozeptives System).

Die sensorische Integration, wie sie normalerweise in unserer Entwicklung automatisch erfolgt, ist somit das sinnvolle Ordnen, Aufgliedern und Verarbeiten von Sinnesreizen im Zentralnervensystem(ZNS), um uns eine adäquate Auseinandersetzung mit unserer Umwelt zu ermöglichen.

Voraussetzung für das Durchführen von Handlungsplanungen und Handlungsabfolgen ist eine gute Organisation (Integration) unserer Sinneswahrnehmungen. Erfolgt ein unorganisiertes Einströmen an Umweltreizen, d.h. im ZNS findet keine adäquate Umsetzung statt, so können auch  keine zielgerichteten und geplanten Handlungen vollzogen werden.

Im Kleinkind – bzw. Schulkindalter können

  • Verzögerte senso- motorische Entwicklung
  • Motorische Ungeschicklichkeit
  • Mangelndes Selbst- und Körperbewusstsein
  • Verzögerte Sprachentwicklung
  • Geräuschüber- oder unterempfindlichkeiten
  • Verhaltensauffälligkeiten
  • Anpassungsprobleme an neue Situationen
  • Hyperaktivität und/ oder Verträumtheit
  • Lern- und/ oder Teilleistungsstörungen die Folge sein

Im Rahmen der SI- Therapie wird dem Kind die Möglichkeit gegeben, besonders im taktil-propriozeptiven und vestibulären Wahrnehmungsbereich spielerisch und eigenmotiviert Sinneserfahrungen zu sammeln und diese sinnvoll miteinander zu verknüpfen.

Gezielte Reizangebote ermöglichen es dem Kind, aktiv zu handeln und zu erforschen, um seine neurologische Organisation reifer und effektiver werden zu lassen. Durch die fachliche Begleitung der Therapeutin erfährt das Kind Erfolge und entwickelt Selbstbewusstsein und Selbständigkeit. Hierbei werden der Entwicklungsstand und die Bedürfnisse des Kindes in den Mittelpunkt des therapeutischen Geschehens gesetzt.